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A (premature) obituary for Restaurant Felsenburg, Olten, Switzerland

In paying tribute to my all-time favorite amongst local restaurants:

Restaurant National Olten/Switzerland since December 2017 (my post)

Not long ago, I published my review of Felsenburg on this blog and now I have to announce that this legendary Italian restaurant in my home town closes its door. Although I knew that there were sales negotiations going on, this came as a shock to me. I have been going there regularly for almost 40 years and it never failed to make me enthusiastic.

In honor of this awesome place I wrote a (premature) obituary – it only only closes down end of February, 2017. I did this in my first language – German – because I felt that only so I could express my true feelings.

Best Pasta Mista ever

 

Restaurant Felsenburg in Olten – Die Ära des italienischen Traditionslokals geht zu Ende

 
Liebhaber einer gehobenen italienischen Küche zieht es seit Jahrzehnten in das Lokal an der Aarauerstrasse. Trutzig ragt es – wie der Name des Restaurants es bereits sagt – über der Stadt, scheint sie auf eine Art und Weise zu beherrschen, wenigstens aus kulinarischer Sicht. Denn eines ist sicher, es gibt in Olten kein anderes Lokal, das über eine solch lange Zeit hinweg einen sicheren Wert für Gourmets aus der Region, aber auch darüber hinaus, darstellt beziehungsweise darstellte.
 
Der Gebrauch des Imperfekts im vorhergehenden Satz weist daraufhin, dass die Tage dieser gastronomischen Institution gezählt sind. Noch bis Ende Februar 2017 ist die Felsenburg geöffnet, dann schliesst sie ihre Tore und lässt unzählige Stammgäste zurück, die sich nicht vorstellen können, dass es je wieder ein anderes Restaurant geben wird, das vermag, sie gleichermassen zu begeistern.
 
Wen man auch immer wegen der Felsenburg in der Region befragt, eine Meinung darüber haben alle. Kalt lässt dieses Restaurant keinen. Die einen loben die legendären Pasta Mista, andere streichen die Qualitäten der Fleischstücke, die auf dem Grill vor den Augen der Gäste zubereitet werden, heraus. Weitere verweisen schwärmerisch auf das Entrecôte Scheck, dessen unnachahmliche Sauce bereits Heerscharen von sogenannten Fachleuten darüber spekulieren liess, wie sie wohl hergestellt wird. Wieder andere geraten in Verzückung ob der am Tisch zubereiteten Crêpes Suzette. Neben den kulinarischen Genüssen findet auch die Konstanz der Küche über Jahrzehnte hinweg Erwähnung oder der Gastgeber, der sich mit Passion seiner Rolle hingibt, voller Energie und nie um einen guten Spruch verlegen. Dann gibt es auf der anderen Seite die Kritiker. Einige monieren das Interieur des Lokals, das ihnen veraltet erscheint. Gewisse stufen die Felsenburg als überbewertet und/oder als überteuert ein. Dann gibt es diejenigen, die diese Adresse für Feinschmecker als „Schickimicki“-Restaurant abtun. Nicht zuletzt fühlen sich auch etliche Gäste, die nur ab und zu in der Felsenburg sind, als weniger gut behandelt als solche, die regelmässig dort speisen. Diese Liste liesse sich beliebig verlängern nach dem Motto „Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“ Mit Fug und Recht kann die Felsenburg für sich in Anspruch nehmen, die Menschen in der Region Olten bewegt zu haben, in welche Richtung, das bleibe dahingestellt.
 
Die Geschichte der Felsenburg nimmt ihren Anfang in den siebziger Jahren. Adriano Salsi, der Vater des jetzigen Hausherrn Sergio Salsi, eröffnete dieses Lokal, das zu dieser Zeit, aber auch heute noch seinesgleichen suchte. Es war nicht das typische italienische Restaurant, das jeder kennt, mit Pasta & Co, sondern es hatte sein eigenes Konzept, das in gehobener italienischer Küche mit französischem Einschlag bestand und bis zum heutigen Tag quasi unverändert belassen wurde. Die Vermutung, dass der Erfolg der Felsenburg dieser Eigenständigkeit gepaart mit gastronomischer Kompetenz und Beständigkeit geschuldet ist, liegt nahe. Adriano Salsi, der mit seiner Gattin das Lokal führte, „erkochte“ sich bereits nach kurzer Zeit die Gunst zahlreicher und treuer Gäste. Wer lukullischen Genüssen zugeneigt war, der konnte sich den „Salsi“ nicht entgehen lassen. Was damals galt, ist auch heute noch so, obwohl in der Zwischenzeit Adriano Salsi das Zepter an seinen Sohn weitergegeben hat. Dieser steht zwar nicht wie sein Vater am Herd, sondern ist für den Service verantwortlich. Das Konzept jedoch hat er beinahe unverändert, nur mit „homöopathischen“ Anpassungen ab und an, weitergeführt. Das eine Mal ist ein Gericht aus der Speisekarte gestrichen worden, das andere Mal ist ein neues darin aufgenommen worden, aber die „Substanz“, die ist immer dieselbe geblieben. Auch der Koch, Ivano Boschi, ist imstande gewesen die grossen Fussabdrücke seines Vorgängers zu füllen. Zudem ist es Sergio Salsi gelungen, dem Lokal seinen eigenen Anstrich zu verpassen, ohne dessen Wurzeln zu leugnen. Es darf also nicht erstaunen, dass der Erfolg der Felsenburg seinen Fortgang genommen hat und bis zum heutigen Tag andauert.
 
Was verbindet meine Person mit der Felsenburg? Dieses Restaurant ist wie kein zweites eng mit meiner Genese zum Gourmet verbunden. Meine früheste Erinnerung an dieses Lokal geht in die späten siebziger Jahre zurück. Damals gab es für mich als Teenager bezüglich Auswärtsessen kein besseres Lokal als die Felsenburg. Mit dem Versprechen, nach dem sonntäglichen Kirchgang die Felsenburg zu besuchen, konnte mich meine Mutter jahrelang ködern, in die Messe zu gehen. Wie haben mein Bruder und ich die Abende beim „Salsi“ geliebt, die feinen Teigwaren genossen und uns die leckere Crème Caramel schmecken lassen. Wie oft haben meine Mutter und ich versucht, die feinen Risotti und Pasta zu Hause nach zu kochen, allerdings mit geringem Erfolg. Neidlos mussten wir anerkennen, dass die Zubereitung solcher Gerichte nur dem „Salsi“ vorbehalten bleibt. In den späten achtziger Jahren suchte ich mein Lieblingsrestaurant regelmässig zusammen mit meinem Freund und späteren Ehemann auf. Bei ihm, der nicht aus der Region stammt, musste ich nicht viel Überzeugungsarbeit leisten, damit es auch zu seinem bevorzugten Ort zum Auswärtsessen wurde, es war bei ihm quasi „Liebe auf den ersten Blick“. Als in den neunziger Jahren unser Sohn sich zu uns in der Felsenburg gesellte und er das Lokal bald zu seinem absoluten Liebling auserkor, war das (Essens-) Glück komplett. Nachdem er ist jetzt ein Alter erreicht hat, das ihm erlauben würde, auch ab und zu auf eigene Faust zum „Salsi“ essen gehen zu können, habe ich mir bereits ausgemalt, wie unser Sohn dann mit seiner Freundin und später vielleicht mal mit seiner Familie diese Tradition fortsetzen könnte. Aber abrupt bin ich aus meinen Träumereien in die Realität zurückgeholt worden. Natürlich vernahm ich auch, dass die Felsenburg verkauft werden soll, aber ich habe den Gedanken daran weit weg geschoben. Als ich dann Ende November erfahren habe, dass das Lokal verkauft worden ist, habe ich es zwar aufgenommen, aber bis in mein Innerstes ist es nicht vorgedrungen. Das ist erst geschehen, als es mir Sergio Salsi bei unserem letzten Essen bei ihm Mitte Dezember persönlich mitgeteilt hat. Da habe ich realisiert, dass das Ende der Ära des besten italienischen Restaurants, das ich kenne, unabwendbar ist. Das hält mich trotzdem nicht davon ab, Hoffnung zu hegen, dass aus dem Erbe der Felsenburg – dem riesigen Fundus an unvergleichlichen Rezepten gepaart mit dem Enthusiasmus des ehemaligen Hausherrn dieses Traditionslokals – etwas Neues, wenn vielleicht auch in einem etwas anderen Rahmen – entstehen kann.
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